„Und die Liebe höret nimmer auf“, lautet das Motto zu Horváths „Ballade von Kasimir und Karoline“ vom Münchner Oktoberfest Anfang der dreißiger Jahre. Welch schöne, zeitlose Aussage.

Wir wünschen viel Vergnügen mit den Theater-Highlights im Frühling/Sommer 2023!

Moritz Schell
Moritz Schell

Was ihr wollt. Kammerspiele.

Schraubt man ein wenig an ihm herum, so kann man auch im Jahr 2023 noch herzhaft über Shakespeare lachen. Regisseur Torsten Fischer hat aus der Komödie eine flotte Männershow gemacht. Martin Niedermair spielt Lady Olivia als Frau, die ganz genau weiß, was sie will, und Alexander Strömer gibt Maria als lustvolle und rachsüchtige Zofe, die ihrem stets besoffenen Freund Sir Toby (Robert Joseph Bartl) im Feiern in Nichts nachsteht. Die einzige Frau auf der Bühne ist Maria Bill als Clown. Im Kontrast zu ihrer Rolle sorgt sie für ernste Momente, wenn sie, von Geige und Akkordeon begleitet, mit rauchiger Stimme Tangos des argentinischen Komponisten Astor Piazzolla vorträgt. Fischer versteht es, Shakespeare zu modernisieren, ohne sich zu weit von ihm zu entfernen. Wie die Sprache scheint hier überhaupt alles buchstäblich zeitlos. Gründe zum Lachen gibt es an diesem Abend wirklich zur Genüge: Wer sich darauf einlässt, wird bei „Was ihr wollt” eine Menge Spaß haben.

Moritz Schell
Moritz Schell

Leopoldstadt. THEATER IN DER JOSEFSTADT.

Das Topaufgebot mit Ulrich Reinthaler, Maria Köstlinger, Herbert Föttinger, Marianne Nentwich, Martina Ebm, um nur einige zu nennen, überzeugt total in den von Daniel Kehlmann in ein perfektes Schnitzler-Deutsch übersetzten Pointen. Benannt nach Wiens zweitem Bezirk, ehedem jüdisches Viertel erzählt Leopoldstadt die Geschichte der großbürgerlichen Familie Merz über vier Generationen. Stoppard verfolgt die Familiengeschicke von 1899 bis 1955 und stellt dabei historisch bedingt die Welt der Familie Merz nicht nur einmal auf den Kopf. Das wechselvolle Schicksal der Textilfabrikantendynastie scheint dabei direkt mit der unheilvollen Geschichte Österreichs verwoben zu sein.

 

Raimundtheater
Raimundtheater

 

Jesus Christ Superstar. Raimund Theater.

Die elektrisierende Partitur von Andrew Lloyd Webber und die packenden Lyrics von Tim Rice haben bis heute nichts an Aktualität verloren. Nun kehrt das „Rock-Musical“ in der legendären, in englischer Sprache gesungenen Fassung mit Musicalstar Drew Sarich in der Rolle des „Jesus“ zurück. JESUS CHRIST SUPERSTAR erzählt die letzten sieben Tage des Lebens von Jesus in einzigartiger Weise aus der Sicht von Judas. Dabei geht es um das letzte Abendmahl, das Urteil Herodes und den Verrat von Judas der zum Kreuzweg und schlussendlich zu seinem Tod führt.

Volkstheater
Volkstheater

BLACK FLAME – A NOISE ESSAY. VOLKSTHEATER.

Die chilenische Regisseurin, Dramatikerin und Musikerin Manuela Infante hat das Thema „Rohstoff Öl“ in einen klanggewaltig-essayistischen Theaterabend übersetzt. eit dem Beginn des 20. Jahrhunderts macht Öl die Welt aus, wie wir sie kennen. Es ist überall, seine rohe Gestalt dennoch unsichtbar. Der als schwarze Flüssigkeit bekannte fossile Energieträger ist ein Produkt von Millionen von Jahren unter der Erde kochenden toten Pflanzen und Plankton. Extrahiert und verarbeitet, dient es nicht nur als Treibstoff und Elektrizität, sondern versteckt sich in zahlreichen Alltagsmitteln wie Kunststoff, Kosmetik, Arzneimitteln und Farben. Öl kann also viele Gesichter und Stimmen annehmen – von Männlichkeit, Geschwindigkeit, Fortschritt, Wissenschaft, Kapitalismus und Vergänglichkeit –, die sich in dieser Inszenierung in unterschiedlichsten Facetten offenbaren. Da die Petromoderne sich offensichtlich dem Ende zuneigt, führt es uns zu großen Fragen: Was passiert, wenn die schwarze Flamme erlischt? Wo geht all diese Energie hin? Und wie geht das eigentlich mit dem Sterben?

 

© Irina Gavrich
© Irina Gavrich

Der Raub der Sabinerinnen. AkademieTHEATER.

Fast 140 Jahre nachdem Franz und Paul Schönthan den Schwank geschrieben haben, inszenieren Anita Vulesica und Svenja Viola Bungarten den Komödienklassiker spritzig neu.Professor Gollwitz, ein kleinstädtischer, mit finanziellen und häuslichen Sorgen kämpfender Gymnasialprofessor ist seiner geheimen Theaterleidenschaft verfallen. Als der Theaterdirektor Striese mit seiner Theaterwandertruppe zufällig in der Stadt gastiert, erfährt er, dass der Professor das Theaterstück DER RAUB DER SABINERINNEN vor seiner Frau in der Schublade versteckt hält. Der in allen Situationen schlagfertige Schmierentheaterdirektor Striese entlockt den Geniestreich dem sich zunächst weigernden Autor und bereitet seine Aufführung vor. Bevor das Stück das Licht der Bühne erblickt, kommt unterwartet die Frau des Professors aus dem Kurbad zurück, die Familienkatastrophe mit drohender Blamage nimmt ihren Lauf. 

Premiere 15.April