Mut fürs nächste Kapitel

Martina Parker schreibt. Mit leichter Feder, und das schon sehr lange. Als Journalistin interviewte sie Stars wie Susan Sarandon, Cate Blanchett, Quentin Tarantino oder Karl Lagerfeld. Seit 2020 ist sie erfolgreiche Buchautorin.

 

Text: Doris Springenfels

Foto: Oliver Topf
Foto: Oliver Topf

 

Alle, die Martina kennen, hatten darauf gewartet, dass sie sich hinsetzt und ein Buch schreibt. Und allen war klar, das würde ein Bestseller werden. Denn was Martina anfasst, das gelingt ihr auch. Sie hat ein herrliches Talent zum Schreiben, einen schrägen Humor und ist trotz jahrzehntelanger Beschäftigung in der Beautybranche einer der bodenständigsten Menschen, die ich kenne. Als Journalistin war sie weltweit glamourös unterwegs, zu Hause lebt sie mit ihrer Familie, Pferden, Katzen und Fledermäusen in einem alten Bauernhof im Südburgenland. In ihrem Garten gibt es sehr viel Giersch und viel zu viele Nacktschnecken. Wir trafen sie, um mit ihr über ihre Bücher und über neue Wege zu plaudern.

 

Martina, 2020 hast du deinen Job als Beauty Director der Styria an den Nagel gehängt und bist ins kalte Wasser des Autorenlebens gesprungen. Wie kam es dazu?

Es fühlte sich einfach für mich nicht mehr zu 100 Prozent richtig an, weiter das zu tun, was ich all die Jahre über sehr gerne und mit vollem Einsatz getan hatte. Mein Bauchgefühl sagte mir, es sei an der Zeit, diesen Abschnitt abzuschließen und etwas Neues zu beginnen. Meine Kündigung habe ich am Freitag, dem 13. März um 7 Uhr Früh eingereicht, ohne zu wissen, dass dieser Tag für uns alle von Bedeutung sein würde … 

 

… denn dann kam Covid, eine Lebensveränderung für uns alle. Wie war das dann für dich mit all den Beschränkungen, die uns auferlegt worden sind?  

Vielleicht noch ein kleiner Schubs in Richtung: Jetzt schreibe ich endlich das Buch, das ich schon immer schreiben wollte. Damit beame ich mich auch ein wenig raus aus dem Corona-Wahnsinn.

 

Was schätzt du besonders am Romane Schreiben?

Man stellt sich das Autorenleben oft einsam vor, das ist es jedoch überhaupt nicht. Erstens bin ich in ständigem Kontakt mit dem Verlag, um mich auszutauschen, und zweitens lebe ich mit meinen Figuren. Es gibt „Ploter“ unter den Schriftstellern, die sich von vornherein jeden Handlungsstrang überlegen, und „Panter“, die es langsam angehen und den Figuren sozusagen Raum für eigene Aktion geben. Ich liebe es, meinen Figuren Leben einzuhauchen. Ich stelle sie mir ganz genau vor, mit all ihren Charaktereigenschaften, ihrem Aussehen, ihrer Art zu reden, zu denken und zu fühlen. Dann ergibt sich eine Handlung teilweise von ganz alleine. Und drittens verbringt man sehr viel Zeit auf Lesungen. Bisher habe ich bereits 60 absolviert und bis Weihnachten folgen noch 25 – das ist ein super Ausgleich zum Schreiben daheim. Mir macht es totalen Spaß, mich mit den Lesern auszutauschen, und ich lege meine Lesungen auch eher kabarettistisch humorvoll an.

 

Du lässt aber auch andere mitbestimmen, wie kann man sich das vorstellen?

Ich bin ein sehr offener, kontaktfreudiger Mensch und so kam ich auf die Idee mit der Montagfrage. Jeden Montag stelle ich auf Instagramm bzw. Facebook eine Frage, wie es weitergehen kann bzw. was passieren könnte, und gebe drei Möglichkeiten vor, über die abgestimmt wird. Das wurde von Anfang an sehr gut aufgenommen, in den ersten zwei Monaten sind wir von 60 Followern auf 600 gekommen, was sensationell ist, aktuell stehen wir bei 2200

 

Wie viel Martina Parker steckt in deinen Büchern?

Ich würde sagen, Martina Parker steckt in allen meinen Büchern, aber nicht so, dass ich Vera (die Hauptfigur aus „Zuagrast“) bin. Es ist vielmehr so, dass meine Krimis Gartenkrimis sind – ich selbst eine leidenschaftliche Gärtnerin bin, dass sie im Südburgenland spielen – ich lebe im Südburgenland, dass echte Orte, Wirte und Künstler vorkommen, die ich kenne, wie z. B. das legendäre, leider nicht mehr existente Kamakura.

 

War immer schon klar, dass es Krimis werden sollten? 

Nein, es hätten auch Romane sein können, aber es schien es mir dann moderner und zeitgemäßer, einen Genre-Mix zu versuchen, der mir mehr Handlungsfreiheit lässt. 

 

Du bist sehr produktiv, bei den Südburgenland-Krimis arbeitest du am vierten Band, der im Herbst herauskommen wird, und so nebenbei bist du Co-Autorin von „Hotel Rock’n’Roll“. Wie geht sich das alles aus und woher nimmst du deine Inspirationen?

Man sollte aufpassen was man zu mir sagt, Sätze inspirieren mich. Aber auch Geschichten, die mir Menschen erzählen.

 

Das habe ich bemerkt, die Geschichte mit der Torte in „Hamdraht“ kam mir sehr bekannt vor (Augenzwinkern). 

Dein Alter ego, das wir auch schon in Absolut Beautiful lieben gelernt haben, ist Glenda Gossip. Wird es auch mal ein Glenda-Buch geben?

Sicher nicht. Glenda war Teil meines Lebens, aber viele ihrer Erlebnisse sind heute ein bisschen aus der Zeit gefallen, die passen besser zu dem Spirit der 90er oder 2000er Jahre. Heute würde auch Glenda anders leben und anders handeln.

 

Hast du selbst ein Lieblingsbuch und welche Autoren inspirieren dich?

Kein explizites Lieblingsbuch, aber ich mag britische Autoren sehr gerne. Sie haben einen feinen Humor, den ich liebe. Nicht von ungefähr bin ich seit mehr als 25 Jahren mit einem Engländer glücklich verheiratet.

 

Wünschst du dir, dass deine Bücher verfilmt werden?

Ohne präpotent rüberzukommen – das ist kein Wunsch, das wird definitiv Realität werden. Der Verlag hat bereits einiges angekurbelt, es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis es so weit ist.

 

Du hast sehr lange Zeit über Beauty-Themen geschrieben. Wie wichtig ist Schönheitspflege für dich persönlich? 

Schönheitspflege hat immer noch eine wichtige Bedeutung für mich. Nach so vielen Jahren in der Beautybranche achte ich auf das, was ich an meine Haut lasse. Und das Autorenleben hat dafür gesorgt, dass ich mir Gelnägel habe machen lassen, schließlich schaut man bei den Lesungen und Autogrammstunden genau auf die Hände.

 

Hast du einen oder mehrere Lieblingsdüfte?Jetzt kannst du ja ehrlich sein.

Parco Palladiano III von Bottega Veneta. Auf den werde ich immer angesprochen. Chanel No19 – all time classic. Tom Ford Soleil Blanc – so riecht Urlaub. 

 

Deine Outfits sind meist fröhlich und farbenprächtig, wo findest du diese lässige Vintagemode?

Das ist ganz unterschiedlich. Manchen stöbere ich in Vintage-Läden oder auch in Oxfam-Läden (in London) auf, anderes finde ich in meinen Lieblingsboutiquen und einige Designerstücke, z. B. von Missoni, sind auch darunter – Hauptsache, der Stil passt zu mir.

 

Auf welche Bücher dürfen wir uns in Zukunft von dir freuen?

„Aufblattelt“ ist bereits fertig und erscheint im Frühling, an „Ausgstochen“ arbeite ich gerade, es wird im Herbst 2023 erscheinen. Und wer weiß, vielleicht ergibt es sich ja auch, dass ich mich an einem Drehbuch für meine ersten Bücher versuchen darf, das würde

mir auch Spaß machen. 

 

Dass du Spaß hast, sieht man, du wirkst so entspannt und gleichzeitig lebhaft, ich brauch dich wohl nicht fragen, wie du dich fühlst? 

Einfach rundum happy, das tun zu können was ich gerne tue, mit den Menschen zusammenzusein die ich am liebsten habe, und ständig auch neue kennenzulernen, neue Herausforderungen anzugehen, all das gibt mir das Gefühl, wieder total jung zu sein. Als Journalistin war ich schon ein „alter Hase“, unter den Autoren bin ich ein Newcomer. Das spornt an und hält wach. Alles war gut, so wie es war, und alles ist noch besser, so wie es gekommen ist. 

 

Immer wieder ein Vergnügen, mit dir zu plaudern, danke Martina, ich freu' mich schon auf „Aufblattelt! “